Gefahrstoffe können in nahezu allen Alltagssituationen angetroffen werden. Sei es das Chlorgas im Schwimmbad, radioaktive Stoffe in der Medizin, Haushaltsreiniger in den Privathaushalten oder auch die Vielzahl an Chemikalien und gefährlichen Stoffen, welche Tag für Tag im Straßen-, Schienen- oder auch Schiffsverkehr transportiert werden: Die Liste mit Möglichkeiten, Gefahrstoffe im Alltag anzutreffen, ist sehr lang.
Bei Unfällen mit Gefahrstoffen wird in der Regel die Feuerwehr alarmiert. Da das Thema Gefahrstoff jedoch sehr komplex ist und die nötige Ausrüstung, um Schäden von Mensch, Tier und Umwelt bei Gefahrstoffunfällen abzuwenden, sehr umfangreich ist, ist es nötig Spezialkräfte vorzuhalten, welche sich meist in Gefahrstoffzügen organisieren. Diese Gefahrstoffzüge, die in nahezu jedem Landkreis und jeder Stadt mit Sonderstatus stationiert sind werden stets dann alarmiert, wenn das Know-how oder die vorhandene Ausrüstung einer Feuerwehr nicht ausreicht, um die jeweilige Gefahr abzuwenden.
Aus diesem Grund unterhält die Universitätsstadt Marburg seit einigen Jahren einen Gefahrstoffzug, welcher sich auf die Feuerwehren Marburg-Mitte, Marburg-Marbach und Marburg-Ockershausen aufgliedert.
Das Aufgabenspektrum des Gefahrstoffzuges kann dabei sehr umfangreich sein. Neben dem Auffangen, Abdichten und Umfüllen von Gefahrstoffen stehen auch Aufgaben wie Dekontamination, Brandbekämpfung bei Gefahrstoffen, Spüren, Nachweisen, Messen und vieles mehr auf der Tagesordnung des Gefahrstoffzuges.
Da es unmöglich ist, dass eine Einheit in allen Aufgabenbereichen perfekt ausgebildet ist, sieht ein Konzept, welches im Jahr 2014 entwickelt wurde vor, dass sich jede Einheit im Einsatz auf einen kleinen Aufgabenbereich konzentriert. Die Bereiche Dekontamination, Brandschutz, Gerätebereitstellung und Wasserversorgung werden dabei wie folgt aufgeteilt:
Einheit |
1. Priorität |
2. Priorität |
Mitte 1. Zug |
Dekon, Brandschutz |
Geräte |
Mitte 2. Zug |
Gefahrstoffbekämpfung |
Wasser (Brandschutz) |
Ockershausen |
Gefahrstoffbekämpfung |
Wasser (Brandschutz) |
Marbach |
Geräte, Wasser (Dekon) |
Dekon, Brandschutz |
Durch die Aufgabenverteilung ist es möglich, dass sich die Einheit gezielt in ihrem Aufgabengebiet ausbilden, weiterentwickeln und spezialisieren kann, was einen reibungslosen Einsatzverlauf garantiert. Hierfür finden in jeder Einheit mindestens zwei Ausbildungseinheiten jährlich statt, um das Wissen im jeweiligen Aufgabengebiet zu vertiefen. Darüber hinaus organisiert der Gefahrstoffzug jährlich vier Ausbildungseinheiten, bei denen die Zusammenarbeit der vier Einheiten untereinander trainiert und optimiert wird.
Die technische Einsatzausrüstung teilt sich ebenfalls auf alle vier Einheiten auf. Somit stehen dem Gefahrstoffzug folgende Fahrzeuge zur Verfügung:
MR-Mitte 1. Zug: WLF mit AB-G, TLF 24/50, RW, WLF mit AB-AS oder AB-Behälter (je nach Lage), HLF10 (bei A-Lage)
MR-Mitte 2. Zug: LF 10/6, ELW 1
MR-Ockershausen: LF 16/12, GW Mess
MR-Marbach: LF 16/12